Bereits seit September 2019 bringen je drei Studierende den zehn- bis 17-jährigen Schülern aus Sprachlernklassen von drei hannoverschen Brennpunkt-Schulen das Thema Musik näher. Das Besondere: Einen klassischen Lehrplan gibt es hierbei nicht, stattdessen steht bei den maximal 16 Personen zählenden Gruppen das Ausprobieren im Mittelpunkt. Heißt konkret: Den Schülern werden keine Noten vorgesetzt, sondern es wird hauptsächlich improvisiert: „Kinder werden frei an die Instrumente gesetzt und dürfen frei das spielen, wonach ihnen gerade ist“, erklärt HMTH-Student Marcus Sundermeyer.
Und wenn mal kein klassisches Instrument zur Hand ist, wird eben auch alles andere genutzt, was ein Instrument sein kann: Vom Hocker bis zum eigenen Körper. Bei ImproKultur geht es vor allem um die Erfahrung von Teilhabe, Mitbestimmung und Selbstwirksamkeit.
Die Effekte stellen sich schnell ein – schließlich ermöglicht das spielerische Musizieren und Improvisieren den Kindern und Jugendlichen gemeinsam produktiv und kreativ zu sein: Haben die Schüler aus Pakistan, Mexiko oder Ghana anfangs meist sehr wenig Selbstbewusstsein, entwickeln sie mit der Zeit nicht nur ein Gefühl für Musik und die deutsche Sprache, sondern sie lernen ganz nebenbei innerhalb einer Gruppe zusammenzuarbeiten. Schöner Nebeneffekt: „Viele Schüler kommen nach einigen Wochen zu uns und fragen nach Kontakten zu Instrumentallehrern“, verrät Sundermeyer. Noch mehr freut er sich, wenn sich die gemachten Erfahrungen positiv auf das Verhältnis zum eigenen Bildungsprozess auswirken.
Partnerschulen:
Standen im Vorgängerprojekt (2015 –2019) ausschließlich neu zugewanderte Jugendliche in Sprachlernklassen im Fokus, sind es nun Jugendliche und Kinder im Kontext von sozialer Heterogenität und Migration. Der Musikunterricht findet in Kooperation mit folgenden Schulen im Stadtgebiet von Hannover statt:
- Integrierte Gesamtschule Linden
- Leonore-Goldschmidt-Schule
- Grundschule Fichteschule
Damit die gewonnenen Erkenntnisse aus dem Kooperationsprojekt möglichst professionell festgehalten und in die Breite getragen werden können, ist die Verzahnung von Theorie und Praxis grundlegend. So wird ImproKultur wissenschaftlich begleitet und evaluiert, indem Lehrende der Hochschule die Pädagogik-Teams bei ihrer Arbeit in den Schulen unterstützen. Aufbauend aus den Unterrichts-Erfahrungen werden zudem Seminare und Workshops erarbeitet und durchgeführt, an denen auch Lehrkräfte und Studierende teilnehmen können, die selbst nicht am Projekt teilnehmen.
Im Gegenzug profitieren auch die Studierenden von praktischen Erfahrungen in der Anleitung von musikalischen und improvisatorischen Prozessen sowie Einblicken in die Lebenswirklichkeiten der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler.
Foto: adobestock
Ein Video zum Kooperationsprojekt ImproKultur finden Sie bei Hallo Niedersachsen: